Bilaterale Verträge - Impact Analyse
Beispiel einer Impact-Analyse wirtschaftspolitischer Entscheidungen

In dieser Impact-Analyse evaluierte BAK Economics die wirtschaftlichen Konsequenzen einer Aufhebung der Bilateralen I. Wie die modellgestützten Analysen zeigen, hätte ein Wegfall der Bilateralen I erhebliche negative wirtschaftliche Effekte für den Investitions-, Forschungs-, Produktions- und Exportstandort Schweiz. Die erste Studie aus dem Jahr 2015 zeigt die gesamtwirtschaftlichen Folgen dieser wirtschaftspolitischen Entscheidung detailliert auf. Die Studie aus dem Jahr 2020 beinhaltet aktualisierte Daten und berücksichtigt einen grösseren Zeithorizont. Sie beleuchtet, im Gegensatz zur ersten Studie, die Auswirkungen spezifisch in der Ostschweiz und vergleicht diese mit der Gesamtschweiz.
Analyse der gesamtwirtschaftlichen Folgen einer Kündigung der Bilateralen I
Die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte der Schweiz ist eng mit der Einbindung in die globale Wirtschaft verbunden. Zentrale Faktoren sind geringe Handelshemmnisse, Offenheit und Attraktivität für qualifizierte Arbeitskräfte, internationaler Wissenstransfer und Forschungszusammenarbeit. Mit Bezug auf den nach wie vor wichtigsten Handelspartner, die EU, wird dies gegenwärtig vor allem durch die Bilateralen Verträge gewährleistet. Auch nach dem Nein zur Begrenzungsinitiative stehen die Bilateralen vielfach zur Disposition. Modellgestützte Impact-Analysen von BAK zeigen auf, was für die Schweizer Volkswirtschaft bei einem Wegfall der Bilateralen I auf dem Spiel steht:
Reduktion des BIP-Wachstums um einen Viertel
Eine Aufkündigung der Bilateralen Verträge I hätte spürbar negative Rückwirkungen auf das Schweizer Wachstumspotenzial. Gemäss Berechnungen von BAK würde das längerfristige Wirtschaftswachstum der Schweiz ohne Bilaterale um rund ein Viertel tiefer ausfallen. Ein Wegfall der Bilateralen Verträge hätte insbesondere negative Rückwirkungen auf die Produktivität und Wettbewerbsfähigkeitder Schweizer Wirtschaft. Der bereits jetzt ein Problem darstellende Fachkräftemangel wird zukünftig aufgrund der demografischen Entwicklung noch stärker ins Gewicht fallen. Ein Wegfall der Bilateralen I, und somit eine Eindämmung der Personenfreizügigkeit, würde dieses Problem noch verschärfen. Dieser Volumen-Effekt erklärt jedoch nur 1/3 des zu erwartenden Wachstumsverlustes. Negative realwirtschaftliche Rückwirkungen rühren darüber hinaus aus den sogenannten systemischen Effekten (Verlust an Standortattraktivität und Investitionen, welcher über die Bedeutung der Bilateralen Einzelabkommen hinausgeht), eine reduzierte Erreichbarkeit, das Abseitsstehen von vernetzten EU-Forschungsrahmenprogrammen und wieder zunehmenden technischen Handelshemmnissen zu sehen.
BIP der Schweiz im Jahr 2040 um 6.5 Prozent tiefer
Ein solcher kontinuierlicher Wachstumsverlust gewinnt im Laufe der Zeit immer mehr an Gewicht und kumuliert sich zu einer spürbaren Reduktion des BIP-Niveaus auf. Ohne Bilaterale I würde das Niveau der gesamtwirtschaftlichen Leistung beispielsweise bis zum Jahr 2040 um 6.5 Prozent tiefer liegen. Auf heutige Werte abdiskontiert entspricht dies einem Wertschöpfungsverlust von über 45 Mrd. CHF. Überdurchschnittlich stark exponiert wären bei einem dabei die exportorientierten Sektoren. Vor allem das Abkommen zu den technischen Handelshemmnissen ist speziell auf das verarbeitende Gewerbe ausgelegt, besonders auf die Investitionsgüterindustrie. Hinzu kommt, dass die Investitionsgüterindustrie (noch) überdurchschnittlich stark von Europa abhängig ist.
Verlust von CHF 3'600 pro Schweizerin und Schweizer
Pro Kopf der Bevölkerung fällt das Niveau der gesamtwirtschaftlichen Leistung bis zum Jahr 2040 um rund 4.4 Prozent tiefer aus, als mit einer Beibehaltung der Bilateralen I. Abdiskontiert auf heutige Grössenordnungen entspricht dies rund 3'600 CHF je Schweizer Einwohner.